Interview zum Tag der Pflege mit Pflegedirektor Jörg Mielke

Braucht es einen Tag der Pflege?

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Jörg Mielke, Pflegedirektor

Interview mit Jörg Mielke, Pflegedirektor LVR-Klinik Viersen

Am 12. Mai ist Tag der Pflege. An diesem Datum steht diese wichtige Berufsgruppe besonders im Fokus. Darüber und über die aktuelle Situation der Pflege im Allgemeinen sprachen wir mit Jörg Mielke, Pflegedirektor der LVR-Klinik Viersen.

Herr Mielke, braucht es einen solchen Aktionstag überhaupt?

Ein solches Datum ist durchaus wichtig, denn man kann es nutzen, um auf ein Thema hinzuweisen. Aufmerksamkeit und Wertschätzung der wichtigen Berufsgruppe Pflege stehen dabei im Fokus. Wir möchten zeigen, dass nicht das Negative betont wird, sondern den Blick auf das Tolle, das Positive richten.

Spielt der Aktionstag auch innerhalb Ihrer Klinik eine Rolle?

Absolut, denn wir nutzen diese Gelegenheit, um noch einmal ausdrücklich „Danke“ zu sagen. Unsere Mitarbeitenden werden sich an diesem Tag auf Einladung der Pflegedirektion treffen, um sich bei Grillwürstchen und Eis auszutauschen. Dieses kleine Dankeschön ist uns eine Herzensangelegenheit.

Bei allen positiven Worten – wie begegnen Sie den Vorurteilen, dass „die Pflege“ vor allem aus ungeregelten Arbeitszeiten, schlechten Arbeitsbedingungen und Stress besteht?

Menschen bei ihrer Behandlung zu unterstützen und Orientierung zu geben auf dem Weg einer Genesung, ist besonders wertvoll. Dieser Auftrag ist für diejenigen, die mit Menschen arbeiten möchten, besonders wichtig. Wir bieten in unserer Klinik beispielsweise an, im Rahmen eines Praktikums oder einer Hospitation einmal herein zu schnuppern. Und was die Rahmenbedingungen betrifft: Zum Dienst am Wochenende beispielsweise gibt es entsprechende Ausgleichstage und eine zusätzliche Vergütung. Das wissen viele der Kolleginnen und Kollegen besonders zu schätzen.

Was hat Corona mit dem Pflegeberuf gemacht? Gibt es jetzt mehr Wertschätzung?

Besonders auf den Intensivstationen, aber auch in allen anderen Bereichen hat die Pandemie zu einem unheimlichen Druck geführt. Auf der anderen Seite ist natürlich die immense Wichtigkeit der Pflege in den Mittelpunkt gerückt. Klar ist, dass sich nach den anfänglichen „Applaus-Geschichten“ weiter etwas tun muss, also, dass weiter investiert wird. Es geht um Personalausstattung, aber natürlich auch um den Lohn. Hier gibt es noch Spielraum.

Wie begegnen Sie dem Fachkräftemangel?

Zweimal pro Jahr startet an unserem eigenen Bildungszentrum ein Kurs für angehende Pflegefachkräfte. Denn ohne eigene Ausbildungsstätte ist der Bedarf an Pflegefachkräften nicht zu decken. Pflegefachkräfte, welche bereits Berufserfahrung in einer Psychiatrischen Klinik machen konnten, sind auf dem freien Markt nur selten zu bekommen. So versuchen wir, mit einzelnen Kampagnen gezielt für unterschiedliche Fachbereiche, wie beispielsweise für den Fachbereich der Forensik oder derzeit für unsere Gerontopsychiatrie, erfahrene Pflegefachkräfte zu werben.

Die Pflege in einer psychiatrischen Fachklinik ist für einige ein Tabu. Wie begegnen Sie dem?

Indem ich jedem nur empfehlen kann, einmal mit Auszubildenden zur Pflegefachkraft zu sprechen. Von diesen bekommen wir sehr häufig die Rückmeldung, dass besonders geschätzt wird, intensiv mit dem Patienten oder der Patientin zu arbeiten. Es gibt hier kein „mechanisches Abarbeiten“ von Körpflege, Wundversorgung usw. Vielmehr gilt es, sich mit dem Menschen auseinanderzusetzen, zuzuhören und die Zeit intensiv zu nutzen. Das gemeinsam in einem multiprofessionellen Team zu gestalten, ist ein weiterer Aspekt, warum es Spaß macht, in einer psychiatrischen/psychosomatischen Fachklinik zu arbeiten.

Vielen Dank für das Gespräch.

Infos zur Ausbildung erhält man beim LVR-Bildungszentrum für Gesundheit & Pflege Viersen und Mönchengladbach: rkvie.lvr-bildungszentrum@lvr.de, Ruf 02162/ 96 – 4025.

Infos zum Pflegeberuf in der LVR-Klinik Viersen erhält man bei der Pflegedirektion: klinik-vie.21.00@lvr.de